18. Jahrhundert – Auflösung eines einheitlichen Lutherbildes

Ungeachtet der Fortführung der älteren Traditionslinie „Luther mit dem Schwan“, fächert sich der anfangs noch relativ geschlossene Befund der Darstellungsformen im Laufe des 18. Jahrhunderts immer stärker auf.

Auf der einen Seite entdeckt die Volksfrömmigkeit „ihren“ Luther und verehrt ihn wie einen evangelischen Heiligen (Abb. 6.2.). Andererseits feiert die Aufklärung den Reformator als Geisteshelden, der in Gottes Auftrag die Menschen von römischer Knechtschaft und geistlichem Despotismus jeder Art befreit habe (Abb. 6.1.). Mit scharfer Kritik stemmt sich der Pietismus gegen jegliche Abgötterei um die Gestalt Luthers, kann aber die Entwicklung nicht aufhalten. Vielfältige geistesgeschichtliche Impulse vereinigen sich zu einem Fundament, auf dem das „Denkmal Luther“ aufgerichtet wird (Abb. 6.3.). Parallel dazu nimmt die Säkularisierung und Nationalisierung des Lutherbilds an Fahrt auf.

Bildtexte

Abb. 6.1. Luther als Lichtbringer; Anonym; Radierung (Illustration des Flugblattes „Anderes Luther‘sches Iubilaeum“), 1717; Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv. XIII, 305, 16c, https://www.kunstsammlungen-coburg.de/

Abb. 6.2. Die Luthereffigie in Halle; Christian Gottlob Liebe (Zschopau 1696 – Halle/Saale 1753) nach einer Zeichnung von Johann Anton Rüdiger (um 1700 – um 1750, tätig in Halle/Saale); Kupferstich, 1736; Staatsbibliothek zu Berlin – PK, Abteilung Historische Drucke, Signatur: Bibl. Diez oct. 5801

Abb. 6.3. Luther als Porträtbüste; Anonym (niederländisch); Kupferstich, um 1800; Porträtantiquariat Diepenbroik, Osnabrück

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