21. Jahrhundert – Der kommerzialisierte Luther

Die Wurzeln der heutigen Vermarktung des Reformators reichen in das Jubiläumsjahr 1883 zurück. Damals kam in großem Stil ein Prozess in Gang, den man modern als Merchandising bezeichnen würde. Kleinanzeigen in den Zeitungen bewarben Lutherartikel wie Becher, Büsten, Statuetten oder priesen mit Schokolade gefüllte Lutherfiguren an. Die Darstellungen setzen dabei auf Wiedererkennbarkeit und reduzieren sich auf wenige prägnante Details, die meist der Bildtradition des 16. Jahrhunderts entlehnt sind.

Gegenwärtig sind über das Internet der kommerziellen Nutzung des 500. Reformationsjubiläums kaum noch Grenzen gesetzt. Eine breite Angebotspalette bietet etwas für jeden Geschmack und kommt bequem per Mausklick ins Haus. Spielerisch bedienen sich die Produkte des traditionellen Bildrepertoires, ob es sich nun um Schlüsselanhänger, Luthersocken, Chips für Einkaufswagen (Abb. 13.2.), Playmobilfiguren oder Luthergebäck (Abb. 13.1.) handelt. Die Grenzen zwischen Kommerz und Kunst verwischen im Falle der 2010 von Ottmar Hörl durchgeführten Aktion „Hier stehe ich“ (Abb. 13.3.).

Bildtexte

Abb. 13.1. Schmuckbild für „Original Wittenberger Lutherbrodt“; Wikana Keks und Nahrungsmittel GmbH; Bedruckte Pappe, 2015; Bildnachweis: Andreas Kuhn, Neustadt a. d. Weinstraße

Abb. 13.2. Chip für einen Einkaufswagen; Amt für Öffentlichkeitsdienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland; Messing, 2014; Bildnachweis: Andreas Kuhn, Neustadt a. d. Weinstraße

Abb. 13.3. Installation „Martin Luther: Hier stehe ich …“; Ottmar Hörl (Nauheim 1950); Blauer, grüner, roter und schwarzer Kunststoff, 2010; Marktplatz zu Wittenberg, 14.08. – 12.09.2010; Bildnachweis: Christian Melms, Wittenberg

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